Friede, Freude, Ei-Ersatzkuchen

Wie bäckt man eigentlich vegan, ohne Ei und Milch? Und überhaupt: Kann das schmecken? Viele stellen sich diese Fragen; doch für nahezu jede tierische Zutat gibt es mittlerweile ein Äquivalent. Bei veganer Lebensweise geht es primär um die Reduktion von Tierleiden. Wir haben mit einer Frau gesprochen, die schon ziemlich lange zumindest vegetarisch lebt und allen Veganern von Herzen empfiehlt, sich auch mal wieder eine Ausnahme vom Verzicht zu gönnen.

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Bloggerinnen-Glück: Claudi mit ihrem Vierbeiner Finn.

Bereits im zarten Alter von 8 Jahren ist Claudia Renner, genannt Claudi, Vegetarierin geworden und hat sich damit bewusst gegen Tierleiden ausgesprochen. Ihre Mutter, begeistert von der erwachsenen Stärke, hat mitgezogen und sie immer unterstützt – vor allem beim Übergang zum Veganismus vor 3 Jahren.

Dennoch, sagt Claudi, fehlte ihr nie etwas. Weder heute noch damals:  „Das kann ich mit absoluter Überzeugung sagen, da ich Fleisch -und heute beispielsweise auch Milch und Eier- immer mit großer Tierquälerei verbunden habe.“

Not (!) Eating Animals

Das Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer ist ein Sachbuch über die Folgen, die das Essen von Fleisch für die Erde hat und gab den Anstoß für Claudis Leben gänzlich ohne tierische Produkte. Foer setzt sich darin oft bildhaft anschaulich mit den Problemen der Massentierhaltung auseinander. In einem Interview mit der FAZ sagt er von sich selbst: „Ich liebe Würste auch. Aber ich esse sie nicht.“ Das zeigt Konsequenz und weist ein Bewusstsein auf, das viele Menschen nicht haben. Die meisten sind aber zu bequem, ihr Ernährungsverhalten zu ändern, meint Foer. Und wenn man als Vegetarier die Ernährungsgewohnheiten Fleischessender kritisiert? Dann gelangt man schnell unter die Gürtellinie. Das wird in etwa so aufgefasst, als würden die eigenen vier Wände als derart unschön bezeichnet. Foer kritisiert aber nicht, sondern stellt dar, was Realität ist.

Claudi is(s)t vegan

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Member of the vegan scene: Claudi.

Nach der Lektüre des augenöffnenden Buches, kommt seit 2011 bei Claudi weder Fleisch noch tierische Produkte auf den Tisch. Erst dachte sie: „Als Vegetarierin kann mir das ja nichts ausmachen, ich esse ja sowieso kein Fleisch!“ Doch durch weitere Onlinerecherche wurde ihr klar, dass nicht nur Fleisch die Nachfrage steigert und damit die Massentierhaltung unverantwortlich macht. Auch der Konsum anderer tierischer Produkte wie Milch und Eier, trägt zum Tierleiden bei: „Manche Bilder und Videos gehen mir bis heute nicht aus dem Kopf.“

Verwandelte Lebensweise

Was es bedeutet Veganerin zu sein? „Alles. Mein ganzes Leben hat sich verändert.“ Das hat für Claudi aber nicht nur die bewusste Ernährung zur Folge- es meint für sie auch die Aufnahme in eine neue Community. Sie konnte viele neue, vegane Freunde hinzugewinnen, mit denen man dann auch mal gemeinsam kochen kann. Eingeschränkt fühlt sich Claudi „kein Stück“, es bedarf nur „einiger Planung, zum Beispiel bei Konzertbesuchen.“ Aber das ist es ihr immer wert.

Claudi hat viel gelernt und geht trotzdem „mit offenen Augen durch die Welt“. Das macht sie jüngst auch in ihrem Blog klar, indem sie unmissverständlich zugibt, nach drei Jahren mal wieder ein ganz und gar unveganes Bio-Buttercroissant gegessen zu haben. Doch vor der Sünde wurde natürlich rigoros nachgefragt und sich vergewissert, dass die Hühner und Kühe, deren Eier und Milch verarbeitet wurden, gut gehalten werden. Trotzdem ist das kein Grund für Claudi, ein unveganes Croissant zu essen und ihre Stellungsnahme war nur ein kleiner Aprilscherz. Schließlich muss es ja kein Buttercroissant sein, wenn es so einfach ist, auch vegane Croissants zu backen.

Der Käse ist das Problem!

Als Coach für Neueinsteiger will Claudi Hilfestellung geben, wobei sie der Meinung ist, dass Käse für die meisten die größte Herausforderung ist. „Viele haben keine Probleme damit, Kuhmilch durch Pflanzendrinks zu ersetzen. Aber bei Käse läuft vielen das Wasser im Mund zusammen.“

Sie rät jedem, der sich ab sofort vegan ernähren will, „immer mit der Ruhe vorgehen und vor allem so, dass man sich selbst dabei wohl fühlt.“ Kein Stress – alles easy. Lieber langsam umstellen, denn alles gleich gegen die vegane Alternative auswechseln zu können, ist nicht für jeden gleich schwer oder einfach. „Dem einen fällt es leicht Joghurt zu ersetzen, die andere liebt pflanzliche Aufstriche und ersetzt damit den Schmelzkäse.“

Tipps für Veganer in München

Besonders hilfreich für alle veganen Münchner Stadtbewohner sind Claudis News über beispielsweise vegane Lebensmittel auch im Supermarkt nebenan, vegane Restaurants, vegane Croissants in ausgewählten Bioläden oder was sich sonst noch so in der Szene abspielt.

Sehr persönlich, offen und kontaktfreudig bloggt Claudi regelmäßig munter und fröhlich… und fotografiert phantastisch-ansehnliche Bilder von Speisen, bei denen das Wasser im Mund nur so in Strömen zusammenläuft.

Einer ihrer ersten Einträge, Claudis Veganes Starterpaket, in dem auch darüber aufgeklärt wird, dass vegan nicht nur Lebensmittel, sondern sämtliche andere Gebrauchsgegenstände wie Klamotten oder Kosmetik betrifft, dürfte den Einstieg für jeden Ich-denk-drüber-nach-Veganer erleichtern! In diesem Sinne: „es ist noch kein Veganer vom Himmel gefallen!“

Bilder: Copyright Björn Lexius

Susel