Gefühlschaos – wohin mit unseren Emotionen?

„Genieße das Leben, hab Spaß und sei verdammt nochmal glücklich!“ So lautet das Credo unserer Happiness-Generation. Was genau das aber bedeutet, und wie wir auch die übrigen Emotionen wie Wut, Angst oder Schmerz richtig handhaben sollen – darüber lernen wir wenig bis nichts. Stylonic hat mit einer Bloggerin über den richtigen Umgang mit Gefühlen gesprochen.

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 Tanzen, toben, trauern?

„Ich war schon immer eher zurückhaltend. Ich mache mir viele – vielleicht zu viele – Gedanken über meine Wirkung auf andere und gebe im Zweifelsfall lieber zu wenig als zu viel preis“, sagt die sechzehnjährige Bloggerin Mara über sich selbst. Es ist noch nicht lange her, da hätten viele Psychologen bei dieser Aussage den Zeigefinger gehoben.

Denn wer seine Gefühle dauerhaft zurückhält, wird zunehmend darunter leiden. Verdrängung bedeutet, dass die Emotionen ins Unbewusste abtauchen, wo sie im Stillen gedeihen und mitunter giftige Früchte tragen können. Deswegen hieß es, man müsse seine Gefühle allesamt aktiv ausleben, die guten wie die schlechten. Man solle also tanzen vor Glück, toben vor Wut, trauern vor Schmerz. Jenes Zu-wenig-preisgeben wäre der falsche Weg.

 Die richtige Balance

Diese Ansicht ist überholt – oder wenigstens korrigiert, wie ihr auch auf vital.de nachlesen könnt. Heute erkennt man, dass das spontane, unkontrollierte Herauslassen von Gefühlen sogar kontraproduktiv sein kann. Den Partner etwa impulsiv zu beschimpfen oder ihm etwas „vorzuheulen“, mag kurzfristige Erleichterung bringen, die Konfliktsituation lösen wird das jedoch nicht.

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Wenn wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen positiv gestalten wollen, ist es vielmehr entscheidend, die eigenen Bedürfnisse und Emotionen zwar nicht zu unterdrücken, sie aber möglichst geordnet und kontrolliert nach außen zu tragen. Nur so können sie von unserer Umwelt auch richtig aufgenommen werden. Doch das setzt voraus, dass wir unser Inneres zunächst in all seinen Facetten bewusst wahrnehmen, verstehen und produktiv nutzen.

 Der intelligente Umgang mit Gefühlen

 In dieser Hinsicht hat Mara eben doch den richtigen Weg für sich gefunden. Auf ihrem Blog Märchenschimmer gibt sie ihrem Seelenleben wohl überlegt in Form von Bildern und Gedankenflüssen Ausdruck. Und das entspricht so ganz ihrer Philosophie im Umgang mit Gefühlen: Ganz besondere Momente schreibe ich auf kleine Zettel, die ich in einem Glas sammele, um sie nicht zu vergessen. Andere Gefühle wie Melancholie und die Fragen, die ich mir stelle, verarbeite ich gerne. Wenn mich etwas bewegt, könnte ich darüber stundenlang nachdenken, Texte schreiben oder Fotos machen, weil mir das hilft, diese Emotionen einzuordnen, sie zu ‚greifen‘. Man kann seine Gedanken auf so viele verschiedene Arten sortieren, mit Sport oder beim Musikhören; ich nutze Gefühle, um etwas daraus zu erschaffen.“

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 Worum es geht

Einen ehrlichen und bewussten Umgang mit sich selbst zu finden; auch die negativen Emotionen wie Wut und Schmerz als gewinnbringend anzusehen und aus ihnen etwas über sich selbst zu lernen. Nur so erfasst man sich in seiner gesamten Persönlichkeit. Und das stärkt wiederum das Selbstgefühl. Auf Zeit-Online gibt es einen ausführlichen Artikel zu dem Thema.

Übrigens heißt das aber nicht, dass sich alle Gefühle und Gedanken per se immer ordnen lassen: „Was mich immer wieder überwältigt, ist das Gefühl der Unendlichkeit. Oder eher die Tatsache, dass ich sie eben nicht fühlen kann, weil man sie einfach nicht fassen kann. Ich habe schon so oft darüber nachgedacht, über die Zeit oder das Universum, aber es endet immer in Verwirrung, aus der ich nicht herausfinde.“ Und das ist gut so. Manchmal muss auch das Chaos seinen Raum haben.

Bild 1: © iStock/Prochkailo

Bild 2: © iStock/YunYulia

Bild 3: © http://maerchenschimmer.blogspot.de/

Chris