Vom Hobby zum Beruf – online ganz einfach?

Ein süßes kleines Café, eine Tauchschule in der Südsee oder Personal Trainer – von der Selbstständigkeit träumen viele, doch sich wirklich trauen tun nur wenige. Zwar ist die Zahl in den letzten 20 Jahren stetig gestiegen, aber im Schnitt sind gerade mal 12 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland selbstständig. Wir haben mit Jana von Janagurumi gesprochen, die den Schritt gewagt hat und dabei ihr Hobby zum Beruf machen konnte. Möglich war ihr das unter anderem dank Dawanda und Etsy, die eine Plattform für Selbstständige bieten.

amigurumi

Amigurumis stammen aus Japan und entwickeln sich in Deutschland gerade zum Trend.

Mit japanischen Häkel-Puppen zum Erfolg

Mit großen Augen blicken uns die kleinen Stofftiere an. Sie sollen ganz bewusst dem Kindchenschema entsprechen und nennen sich Amigurumi. Das ist eine japanische Häkeltechnik, die erst in den letzten Jahren in Deutschland bekannt wurde. Jana entdeckte das Hobby 2008 für sich und begann zunächst mit dem Häkeln – erst später folgten eigene Anleitungen. Dawanda nutzte sie selber um Anleitungen anderer zu kaufen, doch noch war das Hobby mehr eine Sucht als ein Beruf. Die Idee, ihre eigenen Anleitungen zu verkaufen, kam dann 2009: „Ich hatte zwar endlich eine Arbeit gefunden, aber war nur Teilzeit beschäftigt. Große Sprünge konnten wir damals nicht machen. Mein Mann schlug vor, meine selbst kreierten Amigurumis auf Dawanda zu verkaufen, um mein Hobby zu finanzieren. Die Idee fand ich gut. Ich hab mich also hingesetzt und die erste Anleitung veröffentlicht. Das war ‚Deery-Lou‘, das Reh.“

Doch zunächst verlief es schleppend und erst nach zwei Monaten kam überhaupt ein Verkauf zustande. Zwar investierte Jana daraufhin noch mehr Zeit in den Shop, ihren Blog Janagurumi und auch die Anleitungen, der Erfolg wollte sich aber dennoch nicht einstellen. „2010 wurde meine Arbeitsstelle dann gestrichen und ich stand wieder ohne Job da. Mein DaWanda-Shop lief bis dahin immer noch mäßig. Wieder war es mein Mann, der mir Mut gemacht hat, den Weg in die Selbständigkeit zu wagen. Mit der Zeit, die ich nun aufbringen konnte, um mich um mein Hobby zu kümmern, wurden meine Ideen besser, vielfältiger, mutiger. Kurz vor Ablauf meiner selbstgesetzten Frist von 6 Monaten im Dezember 2010 kam dann der große Knall und die Blase platze: mein Shop brummte. Seitdem kann ich mich nicht beklagen und habe auch den Schritt in die selbständige Arbeit nicht bereut.“

Jana managed neben dem Shop noch Haushalt, Kind und ist bei der freiwilligen Feuerwehr.

Jana managed neben dem Shop noch Haushalt, Kind und ist bei der freiwilligen Feuerwehr.

Schritt in die Selbstständigkeit – was gilt es zu beachten?

Gerade wer selbsthergestellte Produkte verkaufen möchte, profitiert heute ungemein von Seiten wie DaWanda oder auch Etsy, da so der Vertrieb ganz einfach gelingt. Auch viele Blog-Anbieter haben mittlerweile geeignete Shop-Software im Angebot. Allerdings bleibt dennoch viel Papierkram, denn Vater Staat will schließlich, dass alles ordnungsgemäß angemeldet und versteuert wird. „Wenn jemand von seiner Idee überzeugt ist, warum dann nicht den Versuch wagen? Es gehört Mut und Selbstvertrauen dazu, keine Frage, die dummen Fragen bleiben gerade bei kreativen Shops nicht aus. Durchhaltevermögen sollte man mitbringen, denn der Anfang kann wirklich zäh und schwierig sein, wenn es nicht so läuft, wie man es sich erträumt hat. Von den Behördengängen mal ganz abgesehen, da braucht man teilweise echt Nerven. Eine gute Vorbereitung ist alles. Wenn man weiß, wie man seine Sache aufziehen will, dann sind diese „Hindernisse“ eine Kleinigkeit. Aber ich kann jedem nur raten, den Schritt zum Shop zu wagen. Es lohnt sich sehr. Es erfüllt einen so stark mit Befriedigung, zu sehen, wie die eigene Kreativität angenommen wird. Ich würde diesen Schritt immer wieder machen!“

Ihr Sohn erfreut sich auch am Hobby von Jana und schmust mit einem Krokodil.

Ihr Sohn erfreut sich auch am Hobby von Jana und schmust mit einem Krokodil.

Scheuen sollte man auf keinen Fall den Schritt zu staatlichen Behörden, um Informationen einzuholen. Auch wenn viele solche Gänge fürchten, beißen die Beamten nicht. Vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft gibt es sogar eine ganze Webseite zum Thema, auf der man wertvolle Tipps erhält, wie es klappen kann. Jana hat ihre Selbstständigkeit dann Stück für Stück ausgebaut und hat zahlreiche Ideen für die Zukunft. 2013 war sie Co-Autorin von „Stricken und Häkeln für Weihnachten“ und auch 2015 wird wieder ein Buch erscheinen, an dem sie mitarbeitet. Zusätzlich möchte sie gerne ihr Shopangebot um Wolle erweitern. Wichtig ist, dass sich Selbstständige nicht auf ihren Erfolgen ausruhen, sondern stetig am Ball bleiben.

Dass die Zahl der Selbstständigen in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen hat, liegt sicherlich auch an der gezielten Förderungen eben dieser durch den Staat. Aber auch die Entwicklung hin zur Dienstleistungsgesellschaft führte zu diesem Trend. Online bieten sich heute vielen Freiberuflern und Selbstständigen neue Möglichkeiten, den Vertrieb, die Werbung, das Marketing aber auch die Organisation einfacher und kostengünstiger zu regeln. Selbst Sekretärinnen bieten ihre Dienste virtuell an. Viel Arbeit bedeutet eine Selbstständigkeit aber in jedem Fall – toll, wenn es so gut klappt, wie bei Jana!

Bilder: Jana

Lieschen