Berufswunsch Model: „So leicht ist es nicht“

Ein bisschen posieren, etwas lächeln und klickklick sind die Fotos fertig – zumindest stellen sich so viele den Traumberuf Model vor. Sendungen wie Germany’s Next Topmodel verfälschen unser Bild vom Model-Dasein zusätzlich. Für viele junge Mädchen bleibt der Job ein Traumberuf: Sie stellen sich die weißen Strände vor, an denen sie posieren, oder die hohen Gagen, die sie erwarten würden. Doch einmal vor der Kamera gestanden wird klar: einfach ist das nicht. Stundenlanges Stehen, ein harscher Umgangston und harte Konkurrenz, so sieht die Modelrealität aus. Model Roxana hat uns Einblick in das Leben eines Models gegeben.
Model Roxana

Model von Kindesbeinen an

Roxana wusste schon früh, was sie wollte: Modeln. „Ich habe es schon als Kind geliebt, fotografiert zu werden. Es hat mir einfach richtig Spaß gemacht. Meine Eltern haben mich unterstützt und meine Oma war mein Manager und hat mir die ganzen Castings organisiert.“ Auch wenn ihr Einstieg dann ganz klassisch verlief und sie von einem Scout angesprochen wurde, ob sie nicht für eine große Bank Werbeaufnahmen machen möchte. „Das war mein erstes professionelles Fotoshooting. Die Leidenschaft wurde geweckt und seitdem wollte ich nur noch vor der Kamera stehen.“ In jungen Jahren, als Roxana noch minderjährig war, begleitete sie ihre Mutter zu jedem Shooting. Auch heute ist sie oft noch mit dabei und assistiert Roxana bei den Vorbereitungen.

Falsche Illusionen: Traumblase versus Realität

Roxana kennt das Business seit sie 11 Jahre alt ist und gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung mittlerweile in Model-Coachings weiter, denn viele junge Mädchen, die den großen Traum vom Modeln haben, stellen sich reichlich ungeschickt an. Schlechte Posen und eine falsche Erwartung lassen die Traumblase schnell platzen. „Die meisten Mädchen denken, sie bräuchten nur kurz mal in die Kamera lächeln und dann sind sie fertig, aber so leicht ist es nicht. Es gibt viele hübsche Mädchen, aber Schönheit reicht bei weitem nicht aus, um als Model erfolgreich zu sein. Man muss viele Abstriche machen und auch viel abkönnen, um als Model zu überleben.“ Roxana muss sich im Alltag zwar dank guter Gene keine Sorgen um ihre Figur machen, allerdings neigt sie zu blauen Flecken und achtet sehr darauf, sich nicht zu verletzen. Auch gesunde Ernährung für eine reine Haut und nicht zu rauchen gehören dazu.

Die meisten Mädchen glauben, sie könnten schnell und mit wenig Arbeit als Model Geld verdienen. Sie unterschätzen, dass 8 Stunden Posing echt anstrengend sind und es haufenweise Konkurrenz gibt, die einem dann auch noch die schönsten Jobs wegschnappen. Sie wissen leider oft auch nicht, wie sie sich hinstellen müssen, damit es auf dem Bild gut aussieht. Einige trauen sich nicht, eine Pose auszuprobieren, weil sie sich dabei doof vorkommen. Ich sage immer: Eine Pose ist erst dann gut, wenn der ganze Körper wehtut, man es dem Gesicht aber nicht ansieht. Körperspannung ist das A und O.

Kritik wegstecken können

Hinzukommt, dass Models oft harsche Worte von Designern kassieren. Zumindest hier vermittelt GNTM kein falsches Bild: zu fett, zu groß, zu klein, Ohren falsch, Nase falsch. Auch Roxana bekommt immer mal wieder bei Castings so etwas zu hören. Hinzu kommen viele Neider, die ihr den Job nicht gönnen.

Es gibt viele Neider. Die meisten Menschen unterschätzen deine Arbeit. Und alles dreht sich um dein Aussehen, deinen Körper. Wenn man da nicht unterscheiden kann, würde man ständig verletzt und angegriffen. Ein Designer sagt dir einfach, dass du für ihn zu fett bist. Der redet da nicht groß drum herum, will dich aber damit auch nicht persönlich verletzen, das muss man sich klar machen. Man muss eine starke Persönlichkeit haben, um nicht daran kaputt zu gehen. Als ich noch zur Schule ging, war ich ein Außenseiter. Da ich aber eh eher ein Einzelkämpfer war, hat mich das nie gestört. Ich hatte meine Freunde, auf die ich mich verlassen konnte, auch wenn es nicht viele waren. Nur wenige ,,Freunde“ können damit umgehen. Sie denken, sie würden in meinem Schatten stehen, da ich ja in gewisser Weise in der Öffentlichkeit stehe.

Trotzdem macht Roxana der Job natürlich Spaß, sonst würde sie ihn wohl auch nicht mehr ausüben. Letztlich gibt er ihr auch ein super Selbstbewusstsein: „Ich freue mich, zu sehen was ich geschafft habe. Und wer ich alles mit dem passenden Make-up sein kann.“ Deshalb würde sie sich auch immer wieder dafür entscheiden, so früh mit dem Modeln zu beginnen, denn ein Leben ohne den Job ist heute für sie unvorstellbar. Parallel bloggt Roxana auch über ihren Job und Alltag, außerdem findet ihr neueste Bilder von ihr auch immer bei Facebook.

Roxanas Tipp für alle, die auch gerne modeln würden
Online-Portale wie Model-Kartei.de können helfen, an professionelle Fotos zu kommen. Erst mal sollten sie auf TfP-Basis arbeiten oder einen guten Fotografen bezahlen. TfP bedeutet ,,Time for Print“, d.h. im konkreten Fall, dass jeder seine Zeit opfert, um Fotos zu machen. Keiner bekommt Geld, alle bekommen Fotos. Diese Art von Shootings mache ich auch heute noch sehr gern. Man kann einfach ausprobieren und locker werden, es macht Spaß und, wenn dann auch noch coole Fotos entstehen, hat es sich doch gelohnt.

Bilder: Andreas Joachim, Martin Huch, Sebastian Haß

Lieschen