Einfach gluten- und laktosefrei kochen und backen: geht das?

Foodblogs – die gibt’s ja mittlerweile wie Sand am Meer. Aber solche, die sich auf Intoleranzen spezialisieren sind noch Rarität. Es gibt viele Menschen, die unter einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) oder Laktose- und Fruktoseintoleranz leiden. Bei einer Diagnose muss der Betroffene seine Ernährung drastisch umstellen – und braucht Tipps und Inspiration, um trotzdem gut und abwechslungsreich essen zu können. Wir haben mit Daniela und Eve gesprochen, die aus ihren Diagnosen ihren jeweils eigenen Blog gemacht haben.

Rohkosttorte_Erdbeere

Die Rohkost-Torte mit Erdbeeren und Kokos von Daniela ist gluten- und laktosefrei.

Von Appetitlosigkeit zum Blog: food and flavour

Seit sechs Jahren lebt Daniela glutenfrei und weil sie erst kurz vor der Diagnose ihre Koch-Leidenschaft für sich entdeckt hat, fiel ihr die drastische Umstellung ziemlich schwer: „Ich war absolut überfordert und genervt.“ Doch das Experimentieren siegte über die Appetitlosigkeit und so entstand letztlich ihr Blog „food and flavour“. Mit diesem gibt sie Tipps und stellt Rezepte für eine gluten- und auch laktosefreie Diät vor.

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Glutenfreie Alternativen

So gibt es für alle Mahlzeiten eine einfache, glutenfreie Alternative: Zum Frühstück empfiehlt Daniela das Hirse-Superfood-Frühstück, das wunderbar einfach zubereitet ist und sich mehrere Tage im Kühlschrank hält. Die Süßkartoffel-Lasagne gelingt garantiert – egal ob mittags oder als Abendschlemmerei. Doch auch als Süßmaul muss man im Falle einer Zöliakie auf nichts verzichten, meint Daniela: „Zur Zeit stehe ich total auf Rohkost-Kuchen aller Art, wie z.B. dieser Erdbeeren-Zitronen-Kuchen. Sie sind glutenfrei, vegan (und daher auch laktosefrei), schnell zubereitet und sehr lecker!“ Als sehr nützlichen Küchenhelfer hat sich bei der glutenfreien Ernährung ein Gemüseschneider (z.B. Spirelli von Gefu) herausgestellt, mit dem sich aus Gemüse Spiralen schneiden lassen, die anstelle von Nudeln verwendet werden.

Der Blog als Selbsthilfe: nordbrise

Eve von Nordbrise.net

Auch Eve ging es nicht anders als Daniela, denn auch sie musste ihr Leben und ihre Ernährung ändern seit eine Laktose- und Fruktoseintoleranz festgestellt wurde. „Ich hätte mir damals gerne jemanden gewünscht, der mir ein wenig unter die Arme greift, musste mir aber großteils selbst helfen. Da es viele Leute gibt, denen es nicht anders geht, fand ich es eine gute Idee, diesen jetzt vielleicht ein wenig Hilfestellung zu geben.“ Die Entscheidung für den Blog „nordbrise“ wurde davon gestärkt, dass Eve Grafikerin ist und außerdem nebenbei gerne fotografiert. In ihrer Küche wird seitdem laktosefrei und fruktosearm gezaubert.

Ein Hoch auf die Intoleranzen

Klingt komisch, ist aber tatsächlich so: die Leidenschaft fürs Kochen und Backen hat sich bei Eve erst durch die Intoleranzen entwickelt. „Davor habe ich auch gerne schnell und einfach gekocht, mit viel Päckchen anstatt frischen Lebensmitteln. Jetzt geht das nicht mehr und, um mal ehrlich zu sein, es schmeckt doch einfach auch alles viel besser, wenn man Frisches verwendet!“ Eve probiert immer wieder neue Gerichte aus und liebt es „diese dann hübsch anzurichten.“

Info über Werte der Rezepte

nordbrise

Der Joghurt-Kirschkuchen ist wunderbar leicht zu backen und sagenhaft leicht bekömmlich.

Das Tolle an Eve’s Blog ist, dass die Werte von Fruktose, Laktose, Glukose und Saccharose immer mit angegeben sind, damit man weiß woran man ist. Und außerdem von welcher Leckerei man wieviel genießen kann oder wieviele Laktasetabletten einzunehmen sind. Uns haben diese zwei Rezepte besonders gut gefallen, egal ob für süße oder herzhafte Schleckermäuler: ein leichter Joghurt-Kirschkuchen und Flammkuchen, der entweder traditionell oder mediterran zubereitet werden kann.

Neue Inspiration auch für Leser ohne Intoleranzen

An Danielas und Eves Rezeptsammlungen seht ihr, dass es auch ein wohlschmeckendes Leben ohne Gluten, Laktose und Fruktose geben kann. Man braucht nur ein bisschen Fantasie, vermutlich auch etwas Erfahrung, und Inspiration. Dann können die Mahlzeitprobleme gelöst werden. Auch wenn ihr keine Intoleranzen oder Unverträglichkeiten habt, lohnt es sich, ab und zu neue Rezepte auszuprobieren. Der gelegentliche Verzicht auf Gluten ist gesund und zeigt euch außerdem neue Geschmackserlebnisse. Guten Appetit!

Was ist Gluten?
Gluten ist das Klebereiweiß, das in fast allen Sorten von Getreide, vor allem Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Das sorgt bei der Beigabe von Wasser zu Mehl für eine elastische, klebrige Masse, dem Teig. Glutenfreie Getreidesorten sind beispielsweise: Amaranth, Hirse, Mais, Hafer, Buchweizen, Reis und das „Pseudo-Getreide“ Quinoa.
Was ist Zöliakie?
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Die Zufuhr von Gluten führt zu einer Entzündung der Darmschleimhaut und es können nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
Laktoseintoleranz ist eine Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose), der nicht verdaut wird. Das Enzym Laktase ist für die Spaltung des Milchzuckers nötig. Bei mangelnder Aktivität der Laktase gelangt ungespaltener Milchzucker in den Dickdarm, wo er vergoren wird. Die daraus entstehenden Gase führen zu Blähungen und Durchfall.

Bilder 1&2: © Daniela/ food and flavour
Bilder 3&4: © Eve/ nordbrise

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