Hand aufs Herz: Beeinflusst die Stadt, in der ihr wohnt, euer Styling?

„Ich trage das, was mir gefällt!“ – Wirklich? Oder ist es nicht vielmehr so, dass die Stadt, in der man lebt, den Modestil ihrer Bewohner wesentlich beeinflusst. Über diese strittige These haben wir mit Schmuckdesignerin Sarah Schappert gesprochen.

Holzkugelkette Nina bunt

Im Gespräch mit der Münchner Schmuckdesignerin Sarah über Style, Städte und Schmuck.

Kontrastprogramm in Sachen Style: Berlin vs. München

Dass man seine Kleidung nach persönlichem Geschmack auswählt, ist wohl unbestritten. Dass man beim Shoppen aber mehr bedenkt als nur, ob das Teil gefällt oder nicht, ist auch nicht ganz verkehrt. Immerhin müssen wir – sofern wir nicht vorhaben, absichtlich Aufsehen zu erregen – uns situationsgerecht kleiden. Wenn der Arbeitgeber Anzug und Krawatte im Büro sehen will oder ihr auf eine Hochzeit eingeladen seid, werdet ihr euch aus Höflichkeit elegant kleiden, auch wenn das sonst nicht euer Stil ist. Doch ist die Stadt, in der wir leben, ein genauso großer Einflussfaktor wie bestimmte Anlässe? Um die Frage an einem Beispiel zu verdeutlichen: Man denke an die beiden deutschen Städte München und Berlin. In der Bundeshauptstadt kann es gut sein, dass man von Reiseführerinnen Sätze wie „Wenn Sie Ihre Kleidung schmutzig machen, ist das im Grundsatz auch egal – Sie sind hier in Berlin, niemand kümmert sich darum, wie sie aussehen“ zu hören bekommt. Diese Einstellung spiegelt sich auch im Kleidungsstil der Bewohner. Wir wollen hier keine Klischees bedienen, sondern lediglich Eindrücke wiedergeben und diese sind nun mal, dass in Berlin Modesünden nicht mit verächtlichen Blicken bestraft, sondern scheinbar nicht einmal wahrgenommen werden. So kommt es auch, dass man dort vielen begegnet, die Buntes und Auffälliges tragen. In München hingegen dominiert eher der klassisch zeitlose Stil. Mit elegantem Schwarz setzt man in dieser Stadt immer richtig. Sarah Schappert lebt seit sie vier Jahre alt ist in der Stadt an der Isar, hat hier studiert und entwirft ihren Schmuck, den man online unter Munich-and-Jewelry.de bewundern kann, in München. Wir haben sie gefragt, wie sie den Styling-Einflussfaktor „Stadt“ bewertet.

Kette

Sarahs Schmuckstücke sind in München bei Sprout in der Theresienstraße oder online erhältlich.

Wie kommen Unterschiede im Kleidungsstil deiner Meinung nach zustande, sind sie wirklich durch die Städte verursacht?

Der Kleidungsstil wird natürlich von den Städten beeinflusst. Verschiedene Städte drücken ein unterschiedliches Lebensgefühl aus, das sich auch in der Kleidung widerspiegelt. Nimmt man das Beispiel Berlin, so ist die Stadt internationaler als München, was auch im Stil wieder zu finden ist. Viele kreative Jungdesigner haben ihre Ateliers in Berlin und die Hauptstadt wird zweimal im Jahr mit dem „Who is Who“ der Modeszene zur Berliner Fashion Week besucht. Berlin pocht, während man in München die Gemütlichkeit und Entspanntheit hat, die ich nicht missen wollen würde. Doch auch in München sprießen immer mehr Labels und Läden, die einen ganz eigenen Stil haben. So hat vor sechs Monaten der SPROUT Store eröffnet und ich habe für mich zwei neue tolle Labels entdeckt: NEONLACHS und A KIND OF GUISE.

Du hast in Italien und München studiert: Konntest du auch hier kleidungstechnische Unterschiede feststellen?

So wie jede Stadt einen unterschiedlichen Stil besitzt, ist es auch bei den verschiedenen Ländern. Ich habe in Venedig studiert. Dort ist vor allem bei den Studenten ein sehr alternativer Stil zu finden. Man findet aber auch die elegant, modischen und schick rausgeputzten Italiener und Italienerinnen. Was ich in Italien immer liebe, sind die alten Damen, die noch unglaublich schick rumlaufen und sich wohl auch viele Gedanken machen um ihr Gesamtbild. Sehr elegant gestylt geht es dann zum Kaffee, Friseur oder zum Einkaufen.

schlichte zarte Kette

Silja Necklace nennt sich diese zarte aber aussagekräftige Kette. Viele ihrer Schmuckstücke benennt Sarah nach den Personen, an die sie beim Entwerfen denkt.

Beeinflussen dich Städte bzw. Erfahrungen, die du dort gemacht hast, bei den Schmuckkreationen? Du hast ja Kunstgeschichte studiert, denkst du, dass das Studium, den Wunsch selbst Kunst zu erschaffen, gefördert hat?

Ich denke, dass mich alles inspiriert. Doch vor allem spiele ich immer mit den Materialien. Was dabei herauskommt, kann manchmal zu etwas Neuem werden. Dass mein Studium den Wunsch gefördert hat, selbst Kunst zu schaffen, ist wohl eher nicht der Fall. Es war aber sicherlich von Vorteil, alte Gemälde zu sehen, die mich inspirieren. So ist es eher die Kunst, die mich inspiriert als Städte, wobei die Kunst auch wieder abhängig von Städten ist. Damit hat man einen sich schließenden Kreis.

Dein Schmuck besticht in seiner Einfachheit durch das schlichte aber kraftvolle Design, ist dein restliches Styling (Kleidung, Make-up) auch eher schlicht gehalten?

Ja, ebenso wie mein Schuck ist auch mein Kleiderstil schlicht gehalten. Nach und nach habe ich immer mehr gefunden, was mir steht, und gerade diese Basics sollen auch gute Qualität haben. Auch mein Make-up ist sehr simple. Ich bin tagsüber fast nie geschminkt, wenn dann habe ich nur ein wenig Wimperntusche und Rouge aufgelegt. Doch ist bei meinem Styling immer irgendein gewisses Extra dabei: Mal sind die Nägel bunt oder ich trage tolles Material oder einen ausgefallenen Schnitt.

Armband

Zur Kette gibt es auch das passende Armband. Belly Bracelet nennt es sich. „Es passt zu allem und sieht noch besser aus, wenn man zwei davon trägt. Ich habe immer eines in Silber und Edelstahl an“, verrät Sarah.

Was sind deine Ambitionen für die Zukunft? Doktorat beenden, weiter Schmuck designen und im Social Media Bereich tätig sein – oder wird sich 2014 viel verändern?

Ich möchte auf jeden Fall meine Doktorarbeit beenden, die auch mit dem Social Media Bereich zusammenhängt. In Zukunft werde ich sicher auch noch einige feine Schmuckstücke kreieren. Was genau passiert, sobald ich mit meiner Doktorarbeit fertig bin, weiß ich nicht. Es wird aber auf jedem Fall nicht langweilig werden.

Vielen Dank für das Interview und die Bilder von deinen tollen Schmuckstücken.

© Bilder: Sarah Schappert Munich-and-Jewelry.de