Der Hipster-Kult: Verlachte Trendsetter

Trotz gesellschaftlicher Ächtung sind Hipster Trendsetter und vielleicht sogar die Philosophen unserer Zeit. Wo aber trifft man sie und wie erkennt man sie? Wir haben den Hipster-Kult genauer unter die Lupe genommen.

Hister in Karohemd und grüner Hose mit Hornbille.

Hipster verspotten alle, indem sie sich selbst zum Objekt des Spottes machen.

Was sind eigentlich Hipster?

Hipster steht für eine Jugendkultur, vergleichbar mit Punk, der in den 1970ern in London und New York entstand. Doch statt Provokation setzen Hipster auf Spott, Nonkonformismus ersetzen sie durch Gleichgültigkeit. Gesellschaftlich erfahren Hipster wenig Achtung. Seltsam, denn ironischerweise werden die Orte, an denen sie sich aufhalten, schnell zu „places to be“.

Williamsburg – Das Rom der Hipster

Backsteinhäuschen. Graffitis. Müll auf der Straße. Wäre da nicht die Aussicht auf die Skyline von Manhattan, könnte man Williamsburg mit einer alternativ angehauchten Stadt in England verwechseln. Dieser Stadtteil von Brooklyn interessierte niemanden. Bis die Hipster kamen und ihn zu ihrer Metropole machten. Künstler, Hipster und Kreative haben sich angesiedelt und einen erfrischend innovativen Gegenpool zu Manhattan geschaffen. Statt sündteurer Edelboutiquen bietet Williamsburg einen großartigen Flohmarkt, an dem makrobiotische Speisen (denn von diesen ernähren sich Hipster), alte Schallplatten und surreale Pferdekopfstatuen zum Verkauf bereit stehen. Das Künstlerviertel bietet alles, was Hipster zum Leben brauchen: Kleine Kunstgalerien, Bars und einzigartige Cafés. Dort sitzen sie stundenlang, starren auf ihre Apple-Geräte – es wird euch nicht gelingen, einen einzigen zu finden, der keinen Mac vor sich stehen hat! – und trinken von Zeit zu Zeit ein Schlückchen Kaffee. Das deutsche Hipster-Zentrum ist Berlin. Auch dort haben sie es geschafft, heruntergewirtschafteten Vierteln wie Kreuzberg oder Berlin-Neukölln neues Leben einzuhauchen. In München fühlen sich Hipster im Glockenbachviertel sehr wohl, in Hamburg trifft man sie in der Schanze nahe der Alten Flora.

Mann mit Vollbart und gezwirbelten Oberlippenbart

Der hier zur Schau gestellte, gezwirbelte Schnurrbart gilt als ein typisches Symbol der Hipster-Kultur.

Wie erkenne ich Hipster?

Das ist einfach. Wenn du jemandem begegnest, der mehrere dieser Kleidungsstücke bzw. Accessoires trägt, steht ein Hipster vor dir:

  • Hornbrille
  • (Schnauz-)Bart (im Idealfall gezwirbelt)
  • Jute-Beutel (mit vermeintlich witziger Aufschrift)
  • Carhartt-Mütze
  • Wollpullover
  • zu großes T-Shirt
  • hochgekrempelte Skinny-Jeans

Die Skinny-Jeans ist essentiell. Auch für Männer. Das stellt allerdings kein Problem dar, denn der typische männliche Hipster ist ohnehin schmal und verfügt über wenig Muskelmasse.

Die Philosophie der Hipster: Ironie und Spott als Markenzeichen

Hipster tragen all diese Dinge nicht aus modischer Überzeugung, sondern aus Spott. Die Hornbrille beispielsweise wurde, bevor sie durch die Hipster zum Kult- und Trendgegenstand avancierte, nur von Nerds getragen. Selbiges lässt sich auch vom Schnauzbart behaupten. Ihn zu tragen, stellt eine vor Ironie triefende Normverletzung dar. Es dem Hipster gleichzutun und sich auch ein Bärtchen stehen lassen, weil man es cool findet, ist allerdings schlichtweg lächerlich – zumindest aus Sicht der Hipster. Mit ihrem Stil verspotten sie alles Uncoole und zugleich auch all ihre Nachahmer. Diese Logik ist nicht sofort begreifbar. Am besten du lässt dir deren Philosophie von einem Jünger dieser Kultur erklären. Im Artikel Das gnadenlose Geständnis eines Hipsters gibt Jakob Wais persönliche Einblicke. Viel Spaß beim Lesen!

 

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