Ehe auf Zeit, falsche Erwartungen und Hochzeitsplanung: Im Gespräch mit Isabel Tesch

Heiraten. Viele träumen ihr Leben lang davon, für andere kommt es gar nicht in Frage. Die Emanzipation der Frau hat viel zum Entstehen unterschiedlicher Ansichten über das ewige Versprechen beigetragen. Mit Hochzeitsprofi Isabel Tesch haben wir über die Ehe auf Zeit und Frauen, die sich nach der Hochzeit zusätzlich einen Schattenmann suchen, philosophiert.

Junges Pärchen

Tatarataaaaaaaaa! Dürfen wir vorstellen? Unsere heutige Interviewpartnerin Isabel Tesch, Mutter von zwei Kindern und Leiterin der Marketing- und PR-Abteilung von Zankyou.de, einem internationalen Hochzeitsportal. Sie ist zwar selbst unverheiratet, beschäftigt sich aber geschäftlich wie privat viel mit Hochzeiten, Liebe und Beziehungen im Allgemeinen. Ihre erfrischenden Ansichten zur Ehe mögen vielleicht hoffnungslosen Romantikern ein Dorn im Auge sein, uns gefallen sie aber gerade deswegen!

Ehe auf Zeit – das Konzept der Zukunft?

Früher hat man kaputte Dinge repariert, heute wirft man sie weg. Gilt das auch für Ehen? Manchmal, wenn sich Paare schon nach einem dreiviertel Jahr Ehe scheiden lassen, beschleicht uns das Gefühl, das da was Wahres dran sein könnte. Doch das Versprechen, sich ewig zu lieben, ist manchmal leider einfach nicht für immer haltbar. Muss das Konzept der Ehe deshalb neu erfunden werden? Könnte man es nicht auch als etwas zeitlich Determiniertes verstehen? Als eine Art Vertrag mit Ablaufdatum oder ist das absurd?

Isabel

Isabel Tesch ist Hochzeitsexpertin von dem Hochzeitsportal „Zankyou“.

Die Ehe auf Zeit ist ein ganz interessantes Thema, das mich sehr beschäftigt und über das ich im nächsten Monat auch schreiben werde. Ich finde die Idee absolut nicht absurd, sondern angepasst an unsere Zeit: Über 40 Prozent der Ehen werden derzeit in Deutschland geschieden. Wenn das Konzept „Ehe“ in der bisherigen Form nicht mehr funktioniert, warum gehen wir dann nicht einen Schritt weiter und reformieren es? Warum schließen wir nicht einen Ehevertrag für z.B. sieben Jahre, der nach dieser Zeit automatisch ausläuft oder mit beiderseitigem Interesse erneuert und verlängert werden kann? Ich unterschreibe eine Petition dieser Art sofort, kann aber verstehen, dass der Großteil der Bevölkerung die religiöse und romantische Idee, die hinter einer Ehe steht, gerne beibehalten möchte und unantastbar findet.

 

 

Scheidungsrate hin oder her: Im Schnitt sind auch geschiedene Pärchen erst mal 13 Jahre zusammen. Ist es vielleicht einfach ein Zeichen von Emanzipation, dass sich heute mehr Menschen trauen, sich auch wieder scheiden zu lassen?

Auf jeden Fall. Ich muss ja niemandem erzählen, dass in den letzten 40 Jahren viel passiert ist, was die Frauenbewegung angeht. Eine geschiedene Frau, eventuell sogar alleinerziehende Mutter, hat heute keine gesellschaftliche Ächtung mehr zu befürchten. Finanziell betrachtet ist der Weg alleine zwar kein Zuckerschlecken, aber es ist machbar, eben weil die Frau Zugang zum Arbeitsmarkt hat und unabhängig sein kann.

Die Ehefrau und ihr Schattenmann

Im Focus haben wir gelesen, dass Frau oft falsche Erwartungshaltungen an den Ehemann hat. Wie Madame Bovary sucht sie sich dann außerhalb der Ehe einen Schattenmann, der die Sehnsüchte erfüllt. Ist da was dran? Ist Frau heute zu anspruchsvoll?

Isabel

Die Erwartungen anpassen und über Wünsche kommunizieren ist laut Isabel Tesch der Schlüssel zum Glück.

Ja, die Frau von heute ist ziemlich anspruchsvoll. Sie stellt diese hohen Ansprüche aber nicht nur an ihren Ehemann, sondern auch an sich selbst! Wir Frauen setzen uns selbst unter Druck, alles reibungslos auf die Reihe zu bekommen: Karriere, Kinder, Eheleben, Freundeskreis, Haushalt, Hobbies… Trotz Stress erwarten wir auch noch ein aufregendes, abenteuerliches Sexleben mit einem ebenso erfolgreichen, lebenslustigen, gebildeten, interessanten, zuvorkommenden Ehemann. Dass wir weder Supermänner noch Superfrauen sind, sollte sich aber bereits rumgesprochen haben. Meiner Meinung nach ist es jedoch nicht nur die zu hohe Erwartungshaltung, die zu Problemen in der Partnerschaft führt (und somit den Schritt zum Fremdgehen erleichtert), sondern auch die fehlende Kommunikation des Paares über ihre jeweiligen Erwartungen. Niemand sollte davon ausgehen, dass der andere automatisch weiß, was uns glücklich macht! Über Wünsche, Erwartungen, Sehnsüchte und Vorstellungen, egal ob in der Beziehung, im Alltag oder im Sexleben, muss offen gesprochen werden.

Kosten einer Hochzeit und kostenlose Ratschläge

Nun aber in medias res: Stellvertretend für künftige Ehepaare unter unseren Lesern, stellen wir die Frage, die wahrscheinlich allen am meisten unter den Nägeln brennt: Mit wieviel Kohle muss man für eine durchschnittliche Hochzeit rechnen?

Das Brautpaar sollte mit ca. 100-200 Euro Ausgaben pro Gast kalkulieren, hinzukommen noch die Kosten für das Brautkleid sowie die Ausstattung des Bräutigams.

Was sollten Brautpaare auf Hochzeiten tunlichst vermeiden und an was unbedingt denken?

Das Brautpaar sollte in erster Linie nur Gäste einladen, die ihnen wirklich am Herzen liegen und vermeiden, Gäste aus einer Verpflichtung heraus einzuladen. Während der Hochzeitsfeier sollte sich das Brautpaar für jeden Gast Zeit nehmen und die Freude über die Teilnahme an diesem einzigartigen Tag zeigen.

Was gehört sich absolut nicht für Hochzeitsgäste?

Ein absolutes No-Go ist, ohne Geschenk auf einer Hochzeit zu erscheinen.

Heiraten ja, Kirche nein. Welche Alternativen haben nicht-religiöse Pärchen heutzutage, wenn sie trotzdem ein großes Fest mit Trauung feiern wollen?

Die Hochzeitsfeier als solche bleibt die gleiche, lediglich ändert sich die Person, die das Brautpaar während der Zeremonie vor sich hat. Es kann z.B. ein freier Redner oder ein freier Theologe engagiert werden, der eine „freie Trauung“, bzw. eine „freie Trauzeremonie“ durchführt.

Wir danken Ihnen, dass Sie sich Zeit genommen haben, mit uns Ihre Gedanken zu teilen.

Titelfoto: Shutterstock.com | Dean Drobot