Thaiboxen- Fitness und wirkungsvolle Selbstverteidigung

Man hört es als Frau immer wieder: Lerne vorbereitet zu sein und wisse, wohin du im Falle eines Falles zu treten oder zu schlagen hast. Selbstverteidigungskurse werden schon für kleine Mädchen angeboten. Doch bringen diese Schulungen wirklich was und kann man das Gelernte auch anwenden? Muay Thai heißt eine Form des Kampfsportes, die nicht nur zur Verteidigung helfen kann, sondern auch richtig fit macht.

Thaiboxen Handschuhe

Vollkontaktsport mit Tradition und Respekterweisung

Muay Thai (thailändisch für „Thaiboxen“) gilt als Nationalsport Thailands und ist aus den Kriegskünsten thailändischer Soldaten entstanden. Der Vollkontaktsport wurde 1921 erstmals im Ring ausgeführt, ab 1929 mit Boxhandschuhen.

Muay Thai besteht aus Box- und Tritttechniken, wobei, stilistisch auffällig, zusätzlich der Einsatz von Ellbogen, Knien und Clinches (Umklammern des Gegners) erlaubt ist. Meist sieht man nur in Thailand die Besonderheit „Whai Kruh“, was eine Art rituellen Tanz vor dem Kampf beschreibt, durch welchen der Trainer, Familie und Freunde geehrt werden. Vor einem Kampf werden die Handflächen in Herzhöhe aneinander gelegt; das soll Respekt dem Gegner gegenüber bekunden. Denn Disziplin und Respekt sind die wichtigsten Wertmaßstäbe beim Thaiboxen!

Muay Thai – die Kombi aus Fitness und Verteidigung

Es gibt zwei gute Gründe, die als Frau für Muay Thai sprechen: Selbstverteidigung und Fitnesstraining. Dadurch, dass Thaiboxen eine Gruppensportart ist und nicht einfach jeder für sich alleine auf den Boxsack kloppt, ist sehr viel Disziplin gefordert. Die Gruppe spornt automatisch auch zu höheren Leistungen an, so dass man das Gefühl bekommt, intensiv zu trainieren.

Fitnesstraining Thaiboxen

Muay Thai ist ein effektives Fitnesstraining, weil es alle Körperteile beansprucht. Um einzusteigen und die Kondition zu trainieren, wird meistens mit 15 Minuten Joggen oder Seilspringen begonnen. Obwohl ohne Gewichte trainiert wird, ist Krafttraining in Muay Thai enthalten. Die Schläge auf Pratzen mit Handschuhen, die ein Eigengewicht bis zu einem halben Kilo haben, stärken die Arme. Doch auch Schulter-, Bauch-, Brust- und Rückenmuskulatur müssen koordiniert werden, um gezielte, kraftvolle Schläge auszuführen. Im Unterschied zum Boxen, werden beim Thaiboxen durch Kicks auch an den Beinen Muskeln aufgebaut. Das führt zu einem ausgewogenen Training, das zusätzlich Koordinations- und Balancefähigkeiten schult. Wer Schlägen ausweichen will, muss schnell und flink auf den Beinen sein. Das bedeutet, man ist ständig in Bewegung, kräftigt damit die Ausdauer und dabei noch die Reaktionsstärke.

Kampf oder nicht Kampf?

Jeder kann selbst entscheiden, ob man Sparring machen möchte. Das ist eine Art Trainingskampf mit geänderten Regeln, bei dem aber Schutzausrüstung, wie Helm, Schienbeinschoner, etc. getragen werden müssen, um Verletzungen vorzubeugen.

Selbstverteidigungstraining Thaiboxen?

Grundsätzlich wird auf einen Kampf im Ring hintrainiert, welcher strikten Regeln folgt. Deshalb weist Fitnessinstruktorin Ariana Röthlisberger, die selbst jahrelang Muay Thai ausgeübt hat, darauf hin, dass die Kampfsportart nicht für den „Kampf auf der Straße“ gemacht ist. Denn beispielsweise die Befreiung mit Hilfe von Griffen, das wahrscheinlich Wichtigste bei Angriffen auf Frauen, ist gar kein Thema.

Trotzdem, meint Ariana, ist Muay Thai eine wirkungsvolle Art der Selbstverteidigung, denn diese hat nicht nur mit technischen Fähigkeiten zu tun, „sondern auch sehr viel mit dem eigenen Auftreten.“ So wird beispielsweise das Selbstbewusstsein der Trainierenden gestärkt, wodurch man sofort sicherer wirkt und nicht unbedingt als potentielles, schwaches Opfer gesehen wird. Denn wenn man einmal eine anstrengende Einheit überstanden hat, wachsen automatisch die eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Ariana denkt auch, dass man im Falle eines Übergriffs mit dem Überraschungseffekt punkten kann, weil nicht erwartet wird, dass frau tatsächlich effektiv zuschlägt: „Selbst wenn die Schlagkraft nicht unbedingt größer ist als die eines Mannes, führt das doch dazu, ein paar Sekunden zu gewinnen.“ Die können aber entscheidend sein!

Fazit

Es geht beim Thaiboxen nicht darum, andere zu verletzen oder sich zu profilieren. Es ist keine sinnlose Prügelei, sondern vor allem ein intensiver Sport. Die Disziplin steht an erster Stelle; das ist viel wichtiger, als Aggressionen abzubauen und besonders soll nebenher durch hartes Training Selbstsicherheit entwickelt werden.

Beim Muay Thai Bund Deutschland könnt ihr euch noch genauer informieren und herausfinden, wo der nächste Boxclub zu finden ist. Viele Thaiboxclubs bieten auch ein spezielles Training für Frauen an; das empfiehlt sich vor allem, wenn man hauptsächlich auf Fitness und nicht unbedingt für den Ring trainieren möchte.

Bild:shutterstock.com/studio1901

Susel