Immer mehr Leute leben vegan. Ob in Großstädten oder in den ländlicheren Regionen, der Trend geht zum Veganismus. Nach Bio-Fleisch kommen jetzt Bio-Linsen auf den Herd. Was für manche von uns unmöglich erscheint, weil das Schnitzel mit Pommes einfach zu gut schmeckt, ist für Mephistofules alias Michael Sauer längst Normalität. Vor einem Jahr entschied er sich, komplett vegan zu leben. Uns hat er erzählt, warum es ihm anfangs so schwer fiel, für welches Produkt es keinen Ersatz gibt und warum die meisten so erstaunt sind, wenn seine vegane Torte „gar nicht mal schlecht“ schmeckt.
Seit Ostern 2013 hat er es geschafft: Mephistofules lebt komplett vegan! Nach dem ersten Versuch, der von Schlachtvideos ausgelöst, jedoch von sozialem Druck wieder zunichte gemacht wurde, klappte es beim zweiten Versuch besser: „Ich nutzte die Fastenzeit 2012, um vegetarisch einzusteigen. Nach sehr langen Recherchen im Internet übernahm ich diese Lebensweise. Schnell merkte ich aber, dass der Vegetarismus nicht das ist, was ich suchte. Wenn man aus ethischen Gründen Tiere nicht töten oder töten lassen möchte, dann ist es einfach der Veganismus, der damit konform geht. Außerdem wollte ich nicht, dass man nur für meine Person andere Lebewesen quält und ausnutzt. Nach einem Jahr Vegetariersein switchte ich zum Veganismus.“ Und das ist für den 26-jährigen „Mephi“ mittlerweile eine gesunde Lebenseinstellung und seine Art, etwas gegen die Tierausbeutung zu unternehmen.
„Man ist als VeganerIn einfach der Vorwurf in Person“
Micha hat für sich entschieden, sich nie zu rechtfertigen. Diskussionen mit Fleischkonsumenten hat er aber schon viele führen müssen. „Ich haue teilweise einfach so sehr überzeugende Argumente raus, die kaum abgewehrt werden können, weil sie in sich schlüssig sind“, meint der selbstbewusste Veganer und führt seit seiner völligen Veganisierung einen Blog, den er vorwiegend – wie sollte es auch anders sein – der veganen Küche widmet. Im Oktober letzten Jahres war es dann soweit und Micha zog mit seinem Blog um. Neben Kochrezepten, veganen Pralinen und veganem Grillabend-Zubehör, liegen ihm als Backfan vor allem Kuchen und Torten am Herzen. Ein bisschen backen und kochen und so ein Blog, das mag ganz nett sein, aber für Mephi steckt viel mehr dahinter:
„Wir haben als Menschen kein Recht, Tiere einzusperren, auszubeuten und zu töten. Wenn ich nicht mal dem kleinsten Tier das Recht auf unversehrtes Leben zugestehe, wie soll ich dies bei einem Menschen oder bei meiner eigenen Identität vollziehen?“
Das ist für ihn der Hauptgrund.
Problem: Das weichgekochte Frühstücksei!
Wie ihr euch sicher schon gedacht habt, gibt es aber Dinge, die ein Veganer nicht ersetzen kann. Während Nicht-Veganer dabei an den Geruch von brutzelnden Würstchen auf dem Grill oder an den Geschmack von Honig denken, liegt es für Mephi klar auf der Hand „Man kann so gut wie alles ersetzen, aber ein weichgekochtes Frühstücksei kann ich nicht imitieren. Aber ich brauche sowas nicht mehr. Und die Lust auf nicht-vegane Nahrungsmittel ist mir einfach abhanden gekommen. Ich ekele mich sogar vor Gemüsebrühe, wo Hersteller aus tierischen Substanzen gewonnene Vitamine einmengen.“ Das Frühstücksei fehlt ihm nicht mehr, aber für das Backen braucht man doch irgendwann ein Ei, oder?
Banane statt Ei – geht das gut?
Dass Teig oft gar kein Ei braucht, dürfte auch für Nicht-Veganer keine Neuigkeit sein. Der Unterschied zu den Veganern ist nur, dass Nicht-Veganer auch nicht versuchen müssen, es zu ersetzen. Für diejenigen von euch, die trotzdem mal ein Ersatz-Ei im Kuchen brauchen, empfiehlt Mephi mit wasserangerührtes Sojamehl als optimales Bindungsmittel, eingeweichte Leinsamen für die Feuchtigkeit oder auch Ei-Ersatzpulver aus dem Reformhaus. Für Rohkost-Kuchen eigne sich Irisch Moos, eine Art Alge, meint Mephi. Und um noch eine der „banalsten Alternativen für das Ei im Teig“ zu nennen: Die Banane.
„Tatsächlich ersetzt eine reife, zermatschte Banane lockerleicht ein Ei. Sie bindet, gibt Feuchtigkeit und ein tropisches Aroma, was aber manchmal nicht passend ist. Aber wie anfangs erwähnt: Oft kann man das Ei auch einfach weglassen.“
Für alle, die sich jetzt mehr für den Veganismus interessieren, hat Mephi noch einen Tipp, um den Umsteigern den Einstieg zu erleichtern.
Der Tipp für Umsteiger: Das Kochbuch!
„Wer wirklich in den Veganismus eintauchen möchte, also „vegan leben, statt vegan essen“ will, der sollte sich einen Ratgeber kaufen.“ Zwischen all den tausend Koch- und Sachbüchern zum Thema Veganismus das richtige zu finden, ist aber gar nicht so leicht. Daher hat Mephistofules noch einen besonderes Tipp für alle „Umsteiger“:
„Es gibt derweil zwei sehr gute Exemplare auf dem deutschen Markt. „Vegan!“ von Marc Pierschel und „Ab heute vegan“ von Patrick Bolk. Ersteres hat mir den Weg sehr deutlich gemacht, den ich konsequent weitergehe.“
Wir wünschen Mephistofules weiterhin viel Glück dabei und bedanken uns ganz herzlich für die Bilder und das Interview.
- DIY-Inspirationen: So kommt frischer Wind in die Bude! - 22. Dezember 2015
- Jetzt wird’s ernst: So sind die ersten Tage an der Uni - 23. Oktober 2015
- Ab auf die Liste: So vergesst ihr nichts mehr! - 16. Oktober 2015