Nur weil man „alt“ ist, heißt das ja noch lange nicht, dass die Schönheit schwindet – oder doch? Dass die „Generation Gold“ den „Youngstern“ in nichts nachsteht, beweist das boomende Modelbusiness der Generation Ü50. Wir haben mit dem Best Ager-Model Daniel Wandelt gesprochen und verraten euch hier, warum alt werden sich manchmal doch lohnt und wie man selbst mit über 40 zum Model wird.
Vor zehn Jahren wagte Daniel Wandelt, Sprecher und Schauspieler, den Schritt in die Selbstständigkeit. Als Sprecher für Hörbücher, Radio und Dokumentationen fing er „bei Null“ an:
„Ich hatte zwar bis dahin 15 Jahre in einem freien Theater in Neuss meine Schauspiel-Erfahrungen (meine „Ausbildung“) sammeln können, aber ich besaß keine Kontakte, keine Setcard, geschweige denn ein Showreel! Als ich mich dann entschied, meine Berufung endgültig zum Beruf zu machen, brauchte ich zu allererst professionelle Fotos, um mich bei den Theatern, TV-Sendern und Filmproduktions-gesellschaften etc. zu bewerben.“
Die Setcard
Um seinem Ziel ein Stückchen näher zu kommen, stellte Daniel sich also erstmal eine Setcard zusammen, mit der er sich bei verschiedenen Modelagenturen im kommerziellen People-Bereich bewarb. Und zu seinem Glück, war das der Startschuß für seine Modelkarriere: „Mittlerweile bin ich in vielen Agenturen unter Vertrag. Ich kann nicht behaupten, dass das Modeln mein Berufsziel war. Es war und ist eher eine sehr faszinierende „Nebentätigkeit“. Die erste Buchung wurde auch nicht über eine Model-, sondern Künstleragentur vermittelt. Ich posierte für 3 Stunden als „Elektrotechniker“ für das Cover einer Broschüre des Landes NRW zum Thema „Energie“.“
Als gelernter Schauspieler empfindet Daniel das Modeln als „eine schöne Abwechslung zur Film- oder Bühnenarbeit.“ Und da die Tätigkeit als Model auch sehr nah mit der Darstellung vor der Filmkamera verwandt sei, da man auch hier mit glaubhaftem und reduziertem Mienenspiel seine „Rollen“ verkörpern müsse, macht das Modeln dem Best Ager „sehr großen Spaß.“
Von wegen Berufung
Dass Daniel so große Freude am Modeln hat, war in seiner Kindheit nicht unbedingt absehbar, da er nach eigener Aussage sehr schüchtern war. „Als Kind habe ich es gehasst, auf Zuruf in Kameras zu lächeln. Meine Verweigerungshaltung führte regelmäßig zu Bildern für das Horrorkabinett. Erst mit Beginn meines Studiums, den ersten Schritten in der Theaterwelt, konnte ich mich auch mit der Kamera anfreunden. Aus dieser Freundschaft wurde eine echte Liebe.“
Oberarzt und Richter gefällig?
Dass die Tätigkeit eines Best Age Models sich von der anderer Models unterscheidet, liegt für Daniel auf der Hand, „speziell für diese Altersgruppe sind natürliche Ausstrahlung, Dynamik und Lebensfreude entscheidend für eine Modelkarriere ab 40. Denn genau so wollen die Menschen in den „besten Jahren“ gesehen werden.“
Während die Kinder dann meistens schon zuhause ausgezogen sind, fangen die Leute „langsam an, die ersten Früchte ihrer Arbeit zu genießen“. Aber das Beste am Best Age-Modeln ist, „dass ich plötzlich weise Oberärzte, Richter, Vorstands-vorsitzende mit fast erwachsenen Kindern spielen darf“, witzelt Daniel.
Konkurrenzkampf ?
Laut Daniel ist der Jugendwahn der Werbeindustrie schon vorbei. „Auch Menschen wie ich – also jenseits der 40 – werden als Zielgruppe der Werbeindustrie entdeckt. Und darauf reagiert die 40plus-Generation und stellt sich als Model zur Verfügung. Zum Beispiel für die Versicherungs-, Banken- oder Automobilwirtschaft.“ Dass das nicht ohne Konkurrenz von statten geht, ist Daniel bewusst. „Ich merke bei meinen Castings schon, dass ich einer von vielen Bewerbern bin. Für große Firmen wird nicht selten gleich an mehreren Tagen in verschiedenen Agenturen Deutschlands gecastet.“ Und nicht immer führt ein Casting zum gewünschten Ergebnis: „nicht selten kommt zum Schluss die knappe Agentur-Mitteilung: „Der Kunde hat sich leider für einen anderen Kandidaten entschieden“. Aber Daniel nimmt auch das gelassen, „The show will go on“ und die nächste Buchungsanfrage wartet schon auf meine Beantwortung.“
Best Age-Model: Wie alt muss man sein?
„Nach der Definition der meisten Modelagenturen zählt „Mensch“ ab 40/45 zu den „best agern“.“ Aber wie beim Modeln in jungen Jahren, gibt es auch für Best Age-Models keine Ausbildung oder etwas Derartiges. Wichtig seien die Fotos, mit denen sich Best Ager bei den Agenturen bewerben: „Du bewirbst dich mit einer Handvoll guter professioneller Fotos bei einer seriösen Agentur und wirst bei Interesse zu einem Probeshooting eingeladen. Wenn dein Typ für die Werbeindustrie interessant zu sein scheint, wirst du in den Katalog aufgenommen.“ Wer also eine fesche Oma, einen gutaussehenden Onkel oder eine wirklich hübsche Mama im Best Age zuhause hat, der hat beim nächsten Kaffeebesuch vielleicht eine lukrative Idee parat, wie sich die Pensionszeit neben Kuchen backen, Kartenspielen und Familienbesuchen noch nutzen ließe. Wir wünschen viel Erfolg dabei!
Vielen lieben Dank an Daniel Wandelt für das Interview und die schönen Bilder!
Fotografen:
Titelbild: ©iStock.com / TatyanaGl
Mörder: ©Markus Mielek
TV-Verkäufer: ©Adrian Bedoy
Peugeot: ©Michael Hegele
Büromann_Langenfeld: ©Thorsten Schmidtkord
Peugeot: ©Michael Hegele
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