Ihr habt keine Lust euch mit Apps wie Audacity oder Cubase auseinanderzusetzten, wollt aber trotzdem euren eigenen Song aufnehmen? Wir haben mit dem Musikproduzenten Moritz Maier gesprochen und verraten euch hier, worauf es bei einem guten Song ankommt und was eine gute Aufnahme ausmacht.
Singer-Songwriter, Liedermacher, Komponist oder Musiker: Nennt es wie ihr wollt, was gespielt wird ist Musik! In diesem Fall hoffentlich bald eure, denn egal wie lange ihr schon von einem eigenen Lied träumt oder eurem besten Freund oder der besten Freundin ein lustiges Geschenk zum Geburtstag machen wollt – wir haben ihn für euch gefunden, den Mann, der eure Träume (und Geburtstagsgrüße) wahr werden lassen kann: Moritz Maier.
Der richtige Mix
Als Leiter seines Tonstudios moritz.maier in Köln ist der Filmmusiker und Musikproduzent Moritz Maier auch musikalisch als Komponist und Gitarrist breit aufgestellt und bietet neben dem Komponieren von Filmmusik in seinem Tonstudio Recording, Mixing und Mastering sowie Sprachaufnahmen & TV Mischung an. Bevor Moritz einen Song aufnimmt, bekommt er meist „das Playback für den aufzunehmenden Song vorab zugeschickt, um sicherzustellen, dass die Datei in Ordnung ist.“
Dann fängt Moritz schon mal an zu arbeiten, bevor der Sänger oder die Sängerin überhaupt einen Fuß in sein Studio getätigt hat: „Bevor der Sänger bei mir auftaucht, lege ich schon mal ein Projekt an und importiere das Playback. Außerdem baue ich das Mikrofon auf, kontrolliere, ob etwas auf dem Kopfhörer zu hören ist usw.“
Denn wenn der Kunde kommt „soll es sofort losgehen können“, meint Moritz, „nichts ist bei einem kreativen Prozess abtörnender als die Suche nach einem kaputten Kabel.“ Aber nicht nur Sänger können in dem Kölner Tonstudio ihr Portfolio erweitern, auch Interessierte können bei Moritz Schulungen zu Logic Pro und Tontechnik besuchen.
Nimm mich auf!
Bevor Moritz mit der Aufnahme und Produktion loslegen kann, müssen die für den Erfolg verantwortlichen Faktoren geklärt sein: „Das Tonstudio ist gar nicht so wichtig, wichtig ist der Mensch, der es betreibt.“ Ein guter Toningenieur wie Moritz Maier „schafft eine Atmosphäre, in der ich mich wohl fühle und dadurch eine gute Performance abliefern kann.“
Außerdem sei es für Musiker und Sänger eine super Sache, wenn sie sich einfach aufs Musikmachen konzentrieren könnten und sich keine Gedanken um die Technik machen müssten, findet der gebürtige Badener. Trotzdem gibt es ein paar Sachen, die es in punkto Qualität es zu beachten gilt: „Dass ein Tonstudio ein große Auswahl an Mikrofonen, einen gut klingenden Raum und präzise Boxen hat sind natürlich auch nicht zu unterschätzende Faktoren.“
Das macht eine gute Aufnahme aus
Das teuer nicht immer gleich gut heißt, ist für den Karlsruher glasklar: „Gute Aufnahmen haben nicht in erster Linie etwas mit teurer Technik oder perfekt ausgebildeten Musikern zu tun.“ Vielmehr macht für Moritz der Inhalt die Qualität eines Songs aus: „gute Aufnahmen sind für mich jene bei denen ich das Gefühl habe, da hat jemand was zu sagen und das mit Leidenschaft und viel Emotion.“
Ein reibungsloser Ablauf bei den Aufnahmen, hängt stark davon ab, „wie gut der Song vorbereitet wurde. Wenn ein Sänger oder eine Sängerin den Text und den Ablauf des Songs zu 100 % verinnerlicht hat, kann das alles in einer halben Stunde erledigt sein. Wenn das nicht der Fall ist oder man einen schlechten Tag erwischt, auch mal ein, zwei Stunden.“
Jetzt wird „entrümpelt“
Dass nach der Tonaufnahme die Arbeit noch nicht erledigt ist, wissen wir spätestens seit den 1960ern, daran hat sich bis heute auch nichts geändert: „Nach den Aufnahmen kommt erstmal ein wenig Fleißarbeit: All die Takes, die während der Session aufgenommen wurden, müssen durchgehört werden. Nur ganz selten singt ein Sänger oder ein Sängerin einen Song in einem Rutsch ein, oft wird aus vielen einzelnen Fragmenten das zusammengesetzt, was später zu hören ist.“
Und damit euer Song dann auch gut klingt, muss Moritz noch ein paar Arbeitsschritte, wie das Editieren, erledigen: „Beim Editieren schneidet man auch direkt Nebengeräusche, Knackser oder zu laute Atemgeräusche weg, die störend klingen. Einzelne Töne, die nicht perfekt gesungen wurden, lassen sich so noch per Tonhöhenkorrektur anpassen.“
Wer denkt, das war’s jetzt, der täuscht sich: „Anschließend wird die Stimme im Klang bearbeitet. Also etwas Hall hinzugefügt, das Verhältnis von tiefen und hohen Tönen ausbalanciert und mittels Kompression mehr Druck hinzugefügt. Dadurch ändert sich der Klang der Stimme oft noch einmal drastisch.“
Für alle, die sich bisher gewundert haben, warum sie noch nicht als Sängerin entdeckt wurden, obwohl jeder Nachbar sich schon von ihrem Goldkehlchen überzeugen durfte, denen verrät Moritz noch ein kleines Geheimnis: „Diese Bearbeitungen sind unter anderem der Grund dafür, warum Stimmen von Sängern im Radio so viel anders klingen als wir unter der Dusche.“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Moritz für das Interview und die Bilder und wünschen euch weiterhin viel Spaß beim Trällern!
Bildrechte:
Mikrofon: istock.com/©katsuoumai
Bild von Moritz Maier: ©Moritz Maier (http://moritzmaier.net/)
Headphones: istock.com/©porah
Bild von Moritz Maier: ©Moritz Maier (http://moritzmaier.net/)
Duschsänger: istock.com/©bowie15
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