Ganz ohne Text und Drehbuch auf der Bühne vor großem Publikum auftreten? Zuschauer eines Improvisationstheaters lässt das oft staunen. Wir haben bei einem echten Improvisations-Profi nachgefragt und erklären euch die Kunst des Improvisierens.
Auf der großen Bühne: Die Erfahrungen eines Schauspielers
Schauspieler Benjamin Kelm besetzt sowohl Film- als auch Theaterrollen. Am Theater gefällt ihm besonders, „dass man ein Live-Publikum hat und in einer Rolle von Anfang bis Ende bleibt. Man bekommt die Reaktion der Zuschauer mit und hat eine direkte Verbindung zu ihnen.“
Neben der Schauspielerei ist Benjamin Gastdozent bei „Acting & Arts Saarbrücken“ für den Bereich Improvisationstheater. Denn seiner Überzeugung nach kann man das Improvisieren auf jeden Fall erlernen.
Zum Improvisationstheater ist Benjamin durch seine Schauspielausbildung gekommen: „Zwei Jahre lang hatte ich an meiner Schauspielschule Improvisationsunterricht und dann habe ich bei Facebook zufällig einen Aufruf vom Theater Trier gesehen, dass sie eine neue Improvisationsgruppe gründen. Dort habe ich mich beworben und wurde schließlich aufgenommen. Seit 2014 haben wir fast jeden Monat eine Vorstellung mit dem Format „Maestro“, erfunden von Keith Johnstone (ein Begründer des modernen Improvisationstheaters). Dadurch habe ich auch das Improvisationstheater „sponTat“ kennengelernt, mit denen ich unter anderem Improvisationskrimis spiele.“
Wie funktioniert Theater ohne Drehbuch?
Benjamin erklärt uns den Unterschied zwischen einem herkömmlichen Theater- und einem Improvisationsstück: „Bei einem „herkömmlichen“ Theaterstück gibt es einen vorgeschriebenen Text, festgelegte Figuren und Handlungen, die man mit Leben füllen muss. Wie der Name schon sagt, wird bei einem Improvisationsstück genau dies improvisiert.
Da weißt du vorher nicht, welche Rolle du gleich spielen wirst und was in einer Szene passieren wird. Du kannst dir also eine Rolle vorher nicht erarbeiten, sondern musst dich darauf einlassen können, ins „Ungewisse“ zu springen und dir und deinen Spielpartnern zu vertrauen.“
Regeln oder Abläufe gibt es aber doch ein paar beim Improvisationstheater, die als Anhaltspunkt dienen: „Beispielsweise wird beim Improkrimi zunächst gemeinsam mit den Zuschauern das Opfer gebaut, d. h. sie bestimmen wer diese Person ist. Und dann kannst du als Verdächtiger überlegen, was für ein Charakter du bist und welches Mordmotiv du haben könntest.“, so Benjamin.
Die Herausforderungen der Improvisation
Laut Benjamin ist Loslassen ein wichtiger Punkt: „Eine große Herausforderung ist es, dass du beim Improvisationstheater versuchen musst, dir keinen Plan zurechtzulegen. Du musst im Dienste einer Szene auch mal eine eigene Idee fallen lassen können und dich auf das Angebot deines Spielpartners einlassen. Den Mut zur Ungewissheit zu finden ist oft nicht einfach und sich dann noch zu trauen, zu einem Spielangebot einfach „Ja“ zu sagen, ohne vorher zu wissen, wie du damit umgehen kannst. Aber du kannst es! Und es macht Spaß!“
Ein Improvisationsstück bedarf einer Menge Vorbereitung: „Neben Übungen um den Körper und die Stimme aufzuwärmen, versuche ich auch, den Kopf frei zu bekommen. Am besten geht dies für mich mit Aufwärmspielen in der Gruppe, wie beispielsweise mit Reaktionsspielen oder Assoziationsketten und kurzen improvisierten Szenen.“
Die Konzentration spielt laut Benjamin dabei ein große Rolle: „Mir ist wichtig, dass ich meine Konzentration nach außen verlagere und so empfänglicher für meine Umgebung und Spielpartner bin und weniger an eigenen Gedanken festhalte.“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Benjamin für das Interview. Ob als Zuschauer oder als Schauspieler – Improvisationstheater ist für beide Seiten eine spannende und auf jeden Fall sehenswerte Erfahrung.
Bilder: Bild 1: © Istock/fergregory, Bild 2: © Jean M. Laffitau, Bilder 3 und 4: © Michael Braun
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