Theater und Pädagogik – passt das zusammen? Sehr gut sogar! Wir haben bei einem Theaterpädagogen nachgefragt und herausgefunden, wie genau Theaterpädagogik funktioniert und was ihr durch diese kreative Art der Pädagogik lernen könnt.
Nachgefragt bei Marco Moewes: Was ist Theaterpädagogik?
Marco Moewes ist Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge. Dem Dresdner merkt man seine Begeisterung für seinen Job an: „Beides, Theater wie Pädagogik, ist so vielseitig wie das Leben selbst. Es ist eine Art Symbiose von künstlerischen und pädagogischen Aspekten.“
Marco beschreibt Theaterpädagogik so: „Theater lebt vom szenischen Spiel, sich in eine Rolle oder Situation hineinzuversetzen, von Beobachtung und Nachahmung und von viel Fantasie und Spaß. Aber Theater ist auch eine Art von Ablauf und lebt von Absprachen. Und genau das sind die Grundlagen, um letztendlich durch diese pädagogisch auf den Menschen einzuwirken; ihn in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung zu stärken oder zumindest anzuregen.“
Theaterpädagogik: Für Klein und Groß
Laut Marco findet die Theaterpädagogik nach wie vor häufig Anwendung bei Kindern und Jugendlichen in Theaterclubs oder der Schule: „Junge Leute sind erfahrungsgemäß oft leichter auf spielerischen Wege zu begeistern und zu animieren.“
Aber nicht nur für Kinder ist die Theaterpädagogik eine tolle Art, sich selbst kennenzulernen: „Die theaterpädagogische Arbeit trifft man mittlerweile auch in Selbsthilfegruppen, Alten- und Behinderteneinrichtungen und Begegnungsstätten unterschiedlichster Art. Sie ist eine effektive Form der Pädagogik, weil sie sich mit jedem Thema auseinandersetzen kann und dabei auch das soziale Miteinander und den Umgang mit seiner eigenen Person stärkt.
Letztendlich ist die Theaterpädagogik eine Tür, die jedem Menschen offen steht, um sich zum einen den Weg in die Welt des Theaters zu ermöglichen, zum anderen für sich die Chance zu nutzen, seine Persönlichkeit durch das szenische Agieren, dem Auseinandersetzen mit Themen und Erfahrungen und der Eigenreflexion weiterzuentwickeln.“
Theater als Lehrmittel
Marco erklärt uns den Unterschied zu anderen Lehrmitteln: „Wenn der Lehrer einen ermüdenden Vortrag über ein trockenes Thema referiert, hört ein Großteil der Teilnehmer irgendwann nicht mehr zu. Das Problem daran ist sehr häufig, dass die ernsthafte Auseinandersetzung und das daraus resultierende Verständnis für ein Thema im schlimmsten Falle gar nicht existiert.
Theaterstücke hingegen sind ein ideales Medium, um den Einstieg in ein Lernthema zu erleichtern. Besonders moderne Stücke, die mittlerweile auch den Zuschauer selbst miteinbeziehen, wirken direkt auf einen ein und sorgen für eine größere Nachhaltigkeit als ein Lehrbuch es je könnte.
Viele Theaterpädagogen in Schauspielhäusern bieten zusätzlich für die Zuschauer eine Vor- und Nachbereitung an, um direkt über das Thema und eigene Erfahrungen zu sprechen und sich gegenseitig auszutauschen.“
Stellt man dann auch noch selbst eine Szene dar, ist es für Marco die höchste Form, jemandem ein Thema, eine Situation oder ein Gefühl zu vermitteln.
Was genau lernt man durch Theaterpädagogik?
Geht es um die Fähigkeiten, die die Theaterpädagogik vermitteln kann, gibt es laut Marco ein Zauberwort: „Sensibilisierung. Voraussetzung dafür ist beim Teilnehmer ein gewisses Maß an Neugier und das Vertrauen in sich selber. Und entscheidend ist ein durchdachtes Konzept des Theaterpädagogen selbst, der neben einer starken, verständlichen Ausdrucksweise und Geduld auch ein gewisses Talent zur Improvisation haben sollte.
Unabdingbar ist es, dass der Pädagoge als Motivator und Impulsgeber vor den Agierenden auftreten muss: „Jeder lässt sich während der Praxis ganz automatisch auf einen Prozess ein, indem man sich selbst, seinen Körper, sein Verhalten und Gedanken noch bewusster als im Alltag kennenlernt, hinterfragt und durchaus auch zum positiven weiterentwickelt.“
„Insbesondere im gemeinsamen Agieren wird deutlich, welche Haltung und welche sozialen Beziehungen der Eine mit dem Anderen hat und beginnt ganz von selbst, den vorher genannten Prozess. Man erkennt selbst seine eigenen Stärken und Schwächen, wie auch die des Mitspielers. Das Theater ist also eine Art der Selbstfindung.“
„Genau an diesem Punkt beginnt die eigentliche pädagogische Arbeit, die ein guter Theaterpädagoge erkennt und daraus seine Übungen, Spiele, Gespräche und Inszenierungen vorbereitet. So werden Schwächen und Stärken jedem bewusst gemacht und im Spiel eingesetzt. Das szenische Spiel und die geistige Auseinandersetzung werden somit in der Pädagogik zur echten Lernform.“, erklärt uns Marco.
Abwechslungsreich: Die Arbeit eines Theaterpädagogen
Seine eigene Arbeit erklärt uns Marco so: „Als Pädagoge hat man die große Freiheit unterschiedliche Theater-Methoden in der Praxis anzuwenden. Angefangen von Techniken der großen Theatermacher Stanislawski, Grotowski, Strasberg oder Brecht. Aber auch die Darstellung, die Musik, der Tanz und die Literatur, sind Werkzeuge für jeden Künstler um sich inspirieren zu lassen und um zu einem Ergebnis zu kommen. Der feine Unterschied bei allen zur Auswahl stehenden Methoden, sind die unterschiedlichen Ansichten über die Grundlage einer jeden Darstellungsform.“
Marco hat zum Schluss noch eine kurze Zusammenfassung der Theaterpädagogik für uns: „Die Theaterpädagogik ist so vielseitig wie die Kunst des Darstellens selbst und bietet jedem eine Arbeitsfläche um sich auszuprobieren, auszutesten und sich dabei selbst und seine Umgebung neu zu entdecken und zu überraschen“.
Wir bedanken uns bei Marco Moewes für das Interview!
Bilder: Bild 1: © iStock/Highwaystarz-Photography, Bild 2-4: © Marco Moewes, Bild 5: © iStock/egdigital
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